Die Panasonic Lumix DMC-FZ10 ist eine emotionale Achterbahn in puncto Arbeitsergonomie und Verarbeitungsqualität. Die ersten Veränderungen im Gefühl kann man schon beim Betrachten und Berühren der Kameras sehen. Die Anzahl und Reihenfolge der Steuerelemente vermittelt einen klaren und übersichtlichen Gesamteindruck, während die Funktionsweise des FZ10 unter einer bestimmten Komplexität leiden muss.
Besonders Anwender, die das FZ10 selbst in die Hand nehmen und die Automation beenden wollen oder mit den grundlegenden Einstellungen nicht einverstanden sind, fühlen sich rasch dazu veranlasst, ins Kamera-Menü zu gehen oder sich mit der Mehrtastenbelegung vertraut zu machen - auch wenn sie nur den Stabilisator einschalten, eine Korrektur der Belichtung vornehmen oder beispielsweise Belichtungszeiten und Blendenwerte festlegen wollen.
Da die Matrizen- oder Multifeldmessung des FZ10 in der Regel sicher funktioniert, werden die beiden letztgenannten Vorgänge wahrscheinlich nur durchgeführt, wenn Sie sich nicht an die von der Programm-Automatik eingestellte Belichtungszeit halten werden. Das FZ10 weist auch in anderer Hinsicht einen ambivalenten Charakter auf. Sollte der LC-Farbbildschirm auf der Rückseite der Kamera dank eines geeigneten Verhältnis zwischen Bildauflösung (130.000 Pixel) und Bildgröße (2,0") zu den besten seiner Klasse gehören, kann der LC-Farbsucher des FZ10 nur eingeschränkt als praktisch einsetzbar bezeichnet werden.
Obwohl der Bildsucher des FZ10 trotz einer mehr als geringen Bildauflösung von 114.000 Pixeln ein verblüffend schönes Bild bietet, liegt dies nur daran, dass er nicht so groß ist wie bei anderen LC-Farbsuchern. Es entsteht ein sehr kleines Sucherbildformat; die linksgerichtete Okularanordnung, der "Tunnelblick" des Viewfinders und die manuellen Umschaltungen zwischen Viewfinder und Screen müssen nicht zwangsläufig zum Bedienkomfort der Digitalkamera beitragen.
Diese Konstruktionsschwächen vernebeln den Spass an der Zusammenarbeit mit dem FZ10 sehr. Linse Das charakteristische Kennzeichen der Panasonic Lumix DMC-FZ10 ist das hervorragende Glas. Damit nicht genug, kann der FZ10 mit einem 0,8x Weitwinkel- oder 1,5x Telekonverter (DMW-LWZ10 oder DMW-LTZ10) ausgestattet werden und so den Fokuslängenbereich bis auf 630 Millimeter (entspricht 35mm) und bis auf 28 Millimeter (entspricht 35mm) ausweiten.
Zoom durch Hebelbedienung (rechts/links Wippe); wenn das Glas einsatzbereit ist, ändert sich die Objektivtubuslänge durch die interne Verschiebung der Linsenelemente nicht. Vom einen Ende des Brennweitenbereiches bis zum anderen dauert die FZ10 etwa 3 Sek., was angesichts des riesigen Zoom-Faktors ein guter Preis ist. Die Autofokusfunktion des FZ10 ist völlig lautlos (zumindest wenn das Schärfesignal ausgeschaltet ist).
Unglücklicherweise ist der AF nicht besonders scharf (siehe Maßtabelle) und das Fehlen von AF-Hilfslicht und die leicht rückwärts gerichtete Autofokustechnologie (kein Mehrfeld- oder Flächen-AF) trösten nicht die Fokusverfolgungsfunktion oder die Spot-AF-Funktion (wo das Meßfeld auf Punktegröße reduziert werden kann). Bei leichtem Druck auf den Taster aus der MF-Position übernimmt der Autofocus die Vorarbeiten.
Nicht zuletzt beträgt der Fokusbereich des FZ10 im normalen Betrieb je nach Objektivbrennweite 30 cm oder 2 Meter und der Makro-Modus (5 cm Mindestabstand in WW-Position) ist lästigerweise nur als Szenenmodus verfügbar - was die Blenden- und/oder Verschlusszeiteinstellung für Großaufnahmen nicht ganz ausschließt, aber lästig macht (über die Shift-Funktion oder andere "Umwege").
Die Panasonic Lumix DMC-FZ10 blinkt entweder mit dem integrierten Miniblitz oder mit einem angeschlossenen Licht. Das eingebaute Blitzgerät, das per Tastendruck von Hand herausgeklappt wird, ist relativ stark (LZ 6), produziert keinen Farbabfall und beleuchtet ziemlich gleichmässig (ca. 0,5 bis 1 Blendenstufe an den Bildkanten ), tendiert aber trotz der Entfernung zwischen Blitzgerät und Linse dazu, bei fotografierten Menschen zu roten Blicken.
Wenn Sie trotzdem mit einer Blende und/oder optischen Zubehörteilen aufnehmen möchten oder nur etwas mehr Blitzenergie benötigen, montieren Sie einen Außenblitz am Blitzableiter des FZ10. Es ist jedoch für die Kameras nicht bequem, das Blitzgerät zu steuern, da es nur einen einfachen zentralen Kontakt gibt und der Blitzgerät in der Lage sein muss, die zu emittierende Menge an Licht selbst zu dämpfen.
Die Panasonic Lumix DMC-FZ10 "hausgemacht" ist fast die ganze Maschine. Dies betrifft nicht nur das von unserem Partner Leica entwickelte Glas, sondern auch den größten Teil der Elektronik - inklusive Bildkonverter. Aus diesem Grund hat der CCD des FZ10 nicht den von anderen 4-Megapixel-Kameras gewohnten CCD-Faktor von 1/1,8", sondern einen CCD mit dem viel selteneren Format von 1/2,5".
Der Panasonic CCD wird von einem besonderen, hoch integrierten LSI-Signalverarbeitungsgerät (Large-ScaleIntegration) namens "Venus Engine" unterstützt, dessen spezielle Eigenschaft es im Unterschied zu konventionellen Signalverarbeitungssystemen ist, das Luminanzsignal nicht nur aus der grünen Komponente der Bildinformation, sondern auch aus der roten und blauen Komponente zu generieren. Dies soll laut Panasonic unter anderem zu einer Steigerung der Diagonalauflösung um bis zu 50 Prozentpunkte und der allgemeinen Bildauflösung führen.
Der DCTau Test bestätigt die exzellente Bildauflösung des FZ10 mit Höchstwerten (Wirkungsgrad, Mittenzentrierung, Richtungsabhängigkeit) bei kurzen und mittleren Brennweiten und immer noch gute bis sehr gute Werte bei langen Brennweiten. Mit dem speziell entwickelten CCD, der ebenfalls zu einem besseren Signal-Rausch-Verhältnis beitragenden VE-Engine, der Rauschreduzierung und der doppelten Mikrolinsen-Schicht (zur Bündelung der eingestrahlten Strahlen oder zur optimierten Nutzung der Pixel) ist es Panasonic nicht gelungen, Standards in Sachen Rauschen zu definieren.
Wenn Panasonic oder der FZ10 das Rauschen noch gut unter Kontrolle hat, kann man das nicht von Helligkeitsgeräuschen sagen, was sich besonders in den dunklen Bildbereichen auswirkt. Moiré-Effekte, Kunstwerke und Farbfransen können mit der FZ10 als "kaum sichtbar" eingestuft werden; hohe Motivkontraste sind nicht zu befürchten, da die FZ10 bis zu ca. 9 Blende aushält und somit trotz des großen Ausgangskontrastes (d.h. des Kontrastes, der letztlich in den eingefangenen Aufnahmen ersichtlich ist) genügend Belichtungsfreiheit vor der Erosion des Lichts oder dem Auslaufen der Schattierungen hat.
Dementsprechend hoch sind die Ansprüche an die Optik einer Linse, die stolze Leica-Träger ist. Sicher ist die gute Auflösung auch auf die Auflösung der Leica-Optik zurückzuführen; die Kantenverdunkelung von weniger als einer Hälfte der Apertur wird im schlimmsten Falle verschwinden, wenn man auch nur einen Schritt ausblendet oder im Mittelbrennweitenbereich funktioniert.
Die am weitesten ausgeprägte Verzerrung ist auffälliger, kann aber auch durch die oben beschriebenen Verfahren gedämpft werden und ist für ein solches Weitwinkelobjektiv durchaus fein. Alles in allem muss das Glas des FZ10 seine Entstehung nicht verleugnen; es gibt nichts, was Leica beschämen sollte.
Der FZ10 zeichnet Video-Clips im QuickTime-Filmformat (.MOV) mit einer Bildauflösung von 320 x 240 Pixel (QVGA) mit 30 oder 10 Einzelbildern pro Sek. auf. Sogar der Autofocus arbeitet während der Videoaufzeichnung; alles, was Sie tun müssen, ist die Fokusverfolgung im Menu zu aktivieren. Allerdings ist die FZ10 keine gute Bildauflösung (VGA ist bei vielen Fotoapparaten Standard ) und die Fähigkeit, während der Aufzeichnung zu vergrößern, um Sie daran zu erinnern, dass Panasonic einst der Marktleader bei Videokameras oder -filmen war, muss von der Konkurenz nicht getäuscht werden.
Die FZ10 überzeugt im Serienbildmodus mit beachtlichen Ergebnissen; sowohl bei der Aufnahmegeschwindigkeit als auch bei der maximal möglichen Bildfolge (siehe Maßtabelle) muss sich die FZ10 nicht hinter anderen 4-Megapixel-Kameras oder hochauflösenden Kameras verbergen. Die FZ10 verfügt über spezielle Funktionen im Aufnahme-Modus, darunter Belichtungsreihe, Motivprogramme (Portrait, Sport/Action, Makro/Schließen, Nachtportrait, Panning-Modus für Drag-Effekte), Weißabgleich-Feineinstellung (zusätzlich zu Auto, Presets und manuellem Weißabgleich), Digitalzoom (3fach), Farbeffekte (warm, kühl, s/w) und Parametereinstellungen für Schärfe, Farbkontrast und Sättigung.
Außerdem bietet die Digitalkamera Unterstützung für das PTP-Protokoll (keine Treiber-Installation auf Computern mit modernem Betriebssystem erforderlich) und den direkten USB-Druck; neben dem markenunabhängigen Direktdruck-Standard PictBridge wird auch das von Epson entwickelte USB-Direktdruckverfahren unterstüzt. Natürlich kann dieser Prüfbericht nicht geschlossen werden, ohne den eingebauten Stabilisator des FZ10 zu erwähnen. Das FZ10 verwendet einen O.I.S. (Optical Image Stabilizer), bei dem ein Objektivsystem - einfach gesagt - in die Gegenrichtung zu den Bewegungen der Hand des Anwenders verschoben wird, um die meisten Verwackelungen der Kameras auszugleichen.
Eine solche Funktion ist bei einer Digitalkamera, deren Fokussierbereich trotz der hohen Lichtintensität sehr kräftig in Telebereiche projiziert - wenn man nicht permanent ein Dreibeinstativ ziehen und/oder konstant mit geräuschfreudiger höchster Empfindlichkeit arbeitet, unverzichtbar. Bei eingeschalteter Stabilisierung ist die Freisprechfunktion auch dann möglich, wenn der Telezoom bei einer relativ langen Verschlußzeit (in der Regel zwei bis drei Schritte unterhalb der Umkehrung der 35 mm äquivalenten Brennweite) und geringer Empfindlichkeit vollständig genutzt wird; mit der FZ10 kann der Fotograf selbst bestimmen, ob der Auslöser wirksam wird, wenn das Motiv scharfgestellt wird oder nicht, bis der Auslöser gedrückt wird.
Die beiden Firmen waren einmal mehr mit dem Camcorderbau vertraut und schlossen die "Wissenslücken" innerhalb kurzer Zeit, sowohl durch eigene Entwicklungen als auch durch Kooperationen mit Traditionsunternehmen der Fotoindustrie (Sony mit Zeiss und Panasonic mit Leica).
Auch wenn Sony-Kameras den Panasonic-Kameras in mancher Hinsicht noch einen kleinen Sprung vorauseilen ( "weniger in der optischen als in der kameratechnischen Hinsicht"), ist die FZ10 von Panasonic ein lebender Beleg dafür, dass sie kurz- oder langfristig aufholen können. Panasonic muss seine Semiprofessionalität (z.B. in Bezug auf Flash-Technologie, Betrieb, Autofokus und Ausrüstung ) weiter betonen können.
Noch bis dahin blieb die CMC-FZ10 eine echte Alternative für Fans großer Distanzen; Sport- und Action-Fotos sowie Teleaufnahmen sind mit der DMC-FZ10 aufgrund des langsamen Auto-Fokus und der teilweise lästigen Handhabung jedoch nur bedingt möglich.